Welches Öl für meinen MINI?

Was gibt es sonst noch zu beachten?

 

VORBEMERKUNG:

“Öl”, das ist eine von diesen heiklen Fragen, bei denen ein jeder ein Wissen oder eine Meinung hat, aber keiner kann es so richtig erklären, warum er denn gerade dieses oder jenes denkt.
Entweder es ist mehr eine ‘Religion’, wo man einer Ansicht nachhängt,ohne die technischen Hintergründe jemals nachgefragt zu haben, oder aber man weiß etwas, ohne aber erinnern zu können, warum man es als ‘gelernt’ abgelegt hat.
In beiden Fallen ist es sinnvoll, diese “Ansicht” oder dieses “Wissen” nochmals mit fachlicher Hilfe abgesichert belegt zu hinterfragen.

 

AUSGANGSLAGE:

Auf die so häufig gestellte Frage: “Welches Öl…?” hatte ich, Andreas Hohls, begründet geantwortet mit dem verkürzten Fazit: “Immer 20 oder 15W/50 und immer mineralisch und immer alle 5TKM ÖL – und Filterwechsel”
Diese Antwort wurde alsdann in mehrerer Hinsicht in Frage gestellt, unter anderem auch durch die Vergleiche der Viskositäten von Getriebe- und Motorölen, sowie durch Zitate aus Fachbüchern.
Das war der Anlaß obige fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um diese irgendwann als ‘zu Ende gedachte’ und damit ‘abgelegte’ Kenntnis neu abzusichern und fachlich hintergründig zu erläutern.
Das geschah am 18.+ 19. Februar 2003 unter Hinzuziehung eines MINI-Fahrers, der seit gut 20 Jahren in der Schmierstoffbranche tätig ist (nicht als Pförtner), sowie der DEUTSCHEN VALVOLINE in Hamburg.

 

UND WIE IST ES NUN?

Nehmen wir das Fazit vornweg: “Ein 20W50 ist als bester Kompromiß anzusehen. Das Öl sollte stets mineralisch und die Ölwechsel alle 5TKM sein !”
Und nun kommt die Erklärung des ‘Warum?’.

 

Ein Motor möchte ein Öl, daß in allen Temperaturen = Betriebsbedingungen gut fließt, gleichzeitig aber auch schmierfilmstabil schmiert. Somit nimmt der Brauer des Öles einen möglichst guten Grundstoff und komponiert unter Verwendung der diversen Additive für die verschiedenen Eigenschaften des Öles ein möglichst gutes Endprodukt.
Hierbei verwendet er auch Polymere für die Anpassung der Fließgeschwindigkeit des Öles (Viskosität) auf die verschiedenen Temperaturbedingungen.
Das Ergebnis ist ein Mehrbereichsöl ( z.B. 20W50), welches die Fließfähigkeit eines 20er Öles hat, aber auch die ‘Dicke’ eines 50er Öles. Dieses breite Fenster benötigt man, weil ein Motor bei vielleicht 10° Minus gestartet werden soll, aber auch mit dem gleichen Öl nach 150KM Autobahn bei 5000U/MIN noch Schmierung und Schmierfähigkeit sich wünscht.
Der MINI stellt darüberhinaus (wie z.B. ein bestimmter MAZDA Motor und andere Kopien dieses englischen Prinzips auch) ganz besondere Anforderungen an das Öl. Er möchte das Getriebe mit dem gleichen Schmierstoff versorgen. Hier aber treten zwischen den Zahnflanken und u.U. mehr noch in denRillenlagern des Getriebes und des Differentials extreme Druckbelastungen auf.
Das Problem ist nun, daß diese langen Polymermoleküle unter diesen Drücken mechanisch zerstört werden. Somit verliert das Öl besonders ‘nach oben hin’also im Bereich den die ’50er Viskosität’ abzudecken hatte seine Schmierqualität. D.h., daß ein ursprünglich 20W50er dann nur noch so gut schmiert wie ein 15W40er, dann wie ein 30er usw. Diese (40er und 30er) sind aber von vorneherein zu dünn. Wenn ein MINI nämlich eine Getrenntschmierung hatte, dann wollte sein Getriebe auch kein 80er Getrieböl (was in der Viskosität einern ‘gut 30er’ Motoröl entspricht), sondern es wollte ein 90er (was einem ’50er’ Motoröl in Bezug auf die Viskosität entspricht).
Somit kann man also nun begrundet sagen, daß ein MINI ein 20W50er Motoröl haben sollte und daß dieses nach 5TKM gewechselt werden muß, da dann auch dieses Öl seine Qualität ‘nach oben hin’ eingebüßt hat. in 15W40er schmiert also ‘nach oben hin’ vom 1.Tage an nur wie ein schon gealtertes 20W50er = speziell auch in der Kraftübertragung nicht ausreichend!

 

Ein verstärkender Grund Iiegt auch in dem alten Bauprinzip und den Materialien dieses Antriebes, sowie den damit einhergehenden Toleranzen. Öl altert zum Beispiel auch sehr stark, durch die Kontaminierung mit Abgas. Es sind zwar bei der Herstellung auch Additive zugefügt worden, um dieses Abgas zu ‘verdauen’, aber die werden eben auch entsprechend schneller aufgebraucht, je mehr Abgas sich im Kurbelgehäuse aufhält.

 

Und warum dann ‘nur mineralisch’ und ‘kein Synthetik’?

 

Synthetiköl ist vom Grundstoff her ein ganz hervorrragendes Öl, sofern es eben ein gutes Produkt ist. Es ist aber in seiner Additivierung komplett auf die Bedürfnisse moderner Motoren ausgelegt.Diese Additive (Stichwort ‘Polymermoleküle’) richtet aber ein MINI-Triebwerk in ‘nullkommanix’ hin und macht aus dem eigentlich sehr guten Öl eben in ‘nullkommanix’ ein schlechtes Öl mit wenig verbliebener Schmiereigenschaft.

 

WAS TUT DAS DEM DINGE ?

So lax gefragt ist die Antwort doch eine sehr traurige. Nur Wenige berücksichtigen diese obigen Gesichtspunkte, bzw. haben das in der Vergangenheit getan.
Die Folge davon sind unzählige Schaden in der Kraftübertragung als reeller Getriebeschaden oder aber oft sogar noch schlimmerer Schaden im Primärtrieb.
Als in den frühen ´80er Jahren die A+-Versionen auf den Markt kamen, da konnte man eigentlich sich zurücklehnen und auf die Haltbarkeit der Kraftübertragung vertrauen. Leider wurde diese Hoffnung durch 2 Aspekte getrübt. Zuerst kam im 2-reihigen Hauptlager des Getriebes ein Käfigmaterial aus braunem Kunststoff zum Einsatz, welches die Eigenschaft hatte, sich zu zerIegen. Als dann kamen 1. Gangräder mit einer spiegelbildlich verkehrt gefrästen Nut, so daß materialer Kontakt zum Hauptlager entstand, nächstes Problem.
Als das bereinigt war, und die Getriebe hatten im Grunde ab dann sehr gut halten können, da kamen die MKV Modelle bzw. dann die SPI mit 15W40er Ölempfehlung und einem Wechselintervall von 10.000KM. Und beides ist schlicht falsch.
Das aber ist nicht schlußendlich beweisbar, und wenn ein Getriebe nach 120TKM kaputtgeht oder ein Zwischenrad (meistens dann gleich samt Zwischengehäuse und Getriebegehäuse als Kapitalschaden) nach 75TKM, dann liegt kein Zettel darin auf welchem steht: “Ich hätte mit dem richtigen Schmierstoff und dem korrekten Intervall klaglos 50TKM länger meine Arbeit gemacht.”
Weil das eben nicht da steht, well es eben nicht im Sinne des ‘Zollstocknachmessens’ beweisbar ist, muß auch weiterhin ein jeder das tun, was er/sie gerne möchte. Im Sinne des MINIs aber täte er es im obigen Rhythmus mit 20W50 und alle 5TKM!

 

UND SONST ?

Sonst gäbe es nur noch zu sagen, da mit einem solchen Öl bei kalten Temperaturen sehr vorsichtig und lange warmgefahren werden muss. Man kann folgende Faustformel anwenden: “Die untere Zahl der Viskositätsklasse minus 30 ergibt die Zahl, bis zu der ich problemlos dieses Öl einsetzen kann.” Beispiel: 20 – 30 = -10 Also muß bei Temperaturen jenseits ‘-10’ noch vorsichtiger zu Werke gegangen werden. Natürlich kann man wintertags und speziell in den kälteren Regionen auch 15W40 dann in dieser Zeit (denen des absoluten Frostes) fahren. Allerdings muß man berucksichtigen wieviele warme Tage oft auch sehr langer Perioden dazwischen sind. Und da muß man dann stets mit angezogener Handbremse fahren, um den Antrieb nicht zu belasten (tut das dann einer ?) Wenn ja, kein Problem. Wenn nein, dann doch eher das ‘zu dicke 20er’, welches auf den 30KM zur Arbeit ohnehin nicht warm genug werden würde und reduzierte Drehzahlen sich wünscht.

 

Somit hier die zugesagte ‘abgesicherte’ Erläuterung der zuvor ‘aus dem Hut’ präsentierten Empfehlung in Bezug auf das Öl.