Wann ist das Einmessen der Kipphebelgeometrie nötig?

Viele Selbstschrauber und auch Motorenbauer beachten die wichtige Kipphebelgeometrie gar nicht ! Das führt nicht nur sicher zu unnötigem Verschleiß, das kann im Extremfall erhebliche Schäden bedeuten.

Ein paar Gedanken zu diesem Thema:

  • Prinzipiell können abplanen und Ventilsitze tiefer schneiden ein Anpassen der Kipphebelböcke notwendig machen.
  • Hierbei ist zu bedenken, daß der Kipphebel ein Übersetzungsverhältnis hat.
    Bei Std.Motoren 1.28:1, bei modifizierten 1300ern meist 1.5:1.
  • Bei Tuningköpfen wandert das Ventil teils deutlich tiefer, weil der Brennraum zunächst ‘ausgegraben’ wird, um hernach durch abplanen wieder angeglichen zu werden.
  • Das führt beim Kipphebel dann auch dazu, daß sich das ‘pad’, also die Druckspitze relativ zum Ventilschaft bei der Bewegung an der Kante ‘verfangen’ kann und erhebliche Axialdrücke auf die Führung bringt.
    Bei Rennmotoren mit extremen Steuerzeiten kann man das in der Entlastungsphase teils mit bloßem Auge sehen, wenn die Geometrie nicht richtig eingerichtet ist.
  • Wenn auf der anderen Seite der Einsteller zurückgedreht wird, dann ist zwar in gewißer Hinsicht die Gesamtlänge Stößelstange und Einsteller wieder gleich, aber auf der Seite der Kipphebeldruckspitze arbeitet ein anderer Teil des ‘Pads’.
    Da das Pad aber seinerseits auch eine Kontur hat, führt auch das zu anderen Druckergebnissen.
  • Ein weiterer Aspekt ist bei überschliffenen Nockenwellen der reduzierte Grundkreis. Ein Grund mehr, bei Nockenwellen extremer Steuerzeiten Rohlingwellen zu bevorzugen.
    Wobei der dann absackende Stößelbecher im Effekt natürlich dem ‘gewachsenen’ Ventil entgegenwirkt und zum Teil ausgleicht.

Um dieses ‘Durcheinander’ vielleicht für den Hausgebrauch etwas überschaubarer darzustellen schlägt unser Motorenbauer folgende Leitlinie vor:

  • Bis zu Steuerzeiten KCMD266(260/270°) und gutgemachten (!) Tuningköpfen der z.B. Ventilgröße 36/31 kann in der Regel auf eine Anpassung verzichtet werden.
    ‘Gutgemacht’ ist insofern wichtig, daß die Ventile im weiteren Sinne eine gleiche Höhe haben.
    Die Kontrolle allerdings sollte bei sehr gutgemachten Motoren schon erfolgen.
  • Ab KCMD286 oder mehr in Verbindung mit hochleistenden Köpfen der z.B. Ventilgrößen 37/29 ist eine Kontrolle Pflicht und eine Anpassung wahrscheinlich notwendig.
  • Eine Rollerdruckspitze hilft 2-fach in dieser Hinsicht:
    1. gleitet sie sachter über den Kopf des Ventilschaftes
    2. ist bei ihr immer der gleiche Teil eines Kreisbogens (der Rolle) drückend, und es gibt keine Kontur, wie ein ‘Pad’ das hat.